22/8/2024

Daten sammeln, Auswirkungen messen und handeln: der Weg zum Wandel

Maura Avallone
Trainee für die Umsetzung von Nachhaltigkeit

Wie oft schalten wir den Fernseher ein, hören Radio oder surfen in den sozialen Medien und hören bzw. lesen von Klimawandel, Umweltverschmutzung, Luft- und Wasserqualität und gefährdeten natürlichen Ressourcen? Diese Themen sind aufgrund unseres oft oberflächlichen und unbewussten Umgangs mit der Umwelt zu einem zentralen Thema in unserer Gesellschaft geworden. Viel zu lange haben wir Ressourcen genutzt, ohne deren Grenzen und die Auswirkungen unseres Handelns zu berücksichtigen.

Um die Auswirkungen des Agrarsektors zu reduzieren...

Auch die Landwirtschaft gehört zu den Wirtschaftszweigen mit erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt. Tatsächlich ist der Agrarsektor für etwa 10 bis 15 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich. Die Auswirkungen der Landwirtschaft beschränken sich jedoch nicht nur auf die CO₂e-Emissionen: Man denke beispielsweise an den Wasserverbrauch für die Bewässerung und die Verbreitung von Schadstoffen durch den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden.

Um den Fußabdruck des Agrarsektors zu verringern, ist es wichtig, die kritischsten Phasen und die effizientesten Aktivitäten zu ermitteln, um alternative und umweltfreundlichere Lösungen zu bewerten. Zu diesem Zweck ist es sinnvoll, von einer globalen zu einer lokalen Bewertungsskala überzugehen, individuelle Produktionsrealitäten zu analysieren und sie auf nachhaltigen Wegen zu begleiten. In diesem Zusammenhang gibt es zahlreiche europäische Richtlinien, die darauf abzielen, die Transparenz von Produktionsketten zu erhöhen. Ein Beispiel hierfür ist die aktuelle EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Directive, kurz CSRD) die große Unternehmen dazu verpflichtet, Informationen über ihre Nachhaltigkeitsleistung zur Verfügung zu stellen.  

...zunächst muss genau abgeschätzt werden

Nachhaltigkeitsmodul auf der Plattform xFarm

Um diesen wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, ist es daher unerlässlich, dass jeder Landwirtschaftsbetrieb seine Auswirkungen misst, um genaue und aktuelle Daten zu nationalen und internationalen Schätzungen beizutragen und Verbesserungsmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen einzuleiten.

Die internationale Methode zur Messung der Umweltauswirkungen von Produktionsketten, einschließlich der Agrar- und Lebensmittelkette, ist die Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, LCA) oder Ökobilanz. Diese Methode bewertet die Umweltauswirkungen der verschiedenen Phasen der Produktionskette, vom Saatgut bis zur Ernte, einschließlich aller Inputs des Prozesses: Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und Wasser für die Bewässerung.

Abhängig von der jeweiligen Lieferkette werden verschiedene Umweltindikatoren ausgewählt, die für die Landwirtschaft besonders relevant sind:

  1. CO2-Fußabdruck (Carbon Footprint, CCF): Misst die Gesamtmenge an Treibhausgasen, die direkt und indirekt durch das Agrarprodukt emittiert werden, ausgedrückt in Tonnen CO₂-Äquivalent (CO₂e). Er umfasst direkte Emissionen (z. B. Kraftstoffverbrennung) und indirekte Emissionen (z. B. Düngemittelproduktion).
  1. Nettowasserverbrauch: Misst die Gesamtmenge des für die landwirtschaftliche Produktion verwendeten Wassers abzüglich des an die Umwelt zurückgegebenen Wassers, ausgedrückt in Kubikmetern (m³). Gibt an, wie effizient die Ressource Wasser genutzt wird.
  1. Übersäuerung: Hierbei handelt es sich um Emissionen von Gasen wie Schwefeloxiden (SO₂) und Stickoxiden (NOₓ), die in der Atmosphäre Säuren bilden und dann als saurer Regen wieder auf den Boden fallen. Sie wird in kg SO₂-Äquivalent (SO₂e) angegeben.
  1. Eutrophierung: misst den Prozess der Anreicherung von Gewässern mit Nährstoffen wie Nitrat und Phosphat, was zu einem übermäßigen Wachstum von Algen und Wasserpflanzen führt und die Wasserqualität und Artenvielfalt verringert. Sie wird in kg PO₄-Äquivalent (PO₄e) angegeben.

Lebenszyklusanalysen werden in der Regel von Fachleuten im Rahmen von Beratungsdienstleistungen durchgeführt. Es gibt jedoch auch Online-Tools, mit denen die Auswirkungen eines Produkts anhand der erforderlichen Daten überschlägig ermittelt werden können.

Was kann auf der Ebene des einzelnen Unternehmens getan werden?  

Modul für unternehmerische Nachhaltigkeit auf der Plattform xFarm

Um Unternehmen bei der Wirkungsmessung zu unterstützen, hat xFarm ein Modul namens "Unternehmensnachhaltigkeit" entwickelt. Dieses Modul ermöglicht die automatische Berechnung verschiedener Umweltindikatoren für jede Kultur. Die verwendeten Indikatoren sind die repräsentativsten für den Agrarsektor und wurden bereits im vorherigen Abschnitt aufgelistet und beschrieben: CO2-Fußabdruck, Nettowasserverbrauch, Übersäuerung und Eutrophierung.  

Im Einklang mit dem LCA-Ansatz und auf der Grundlage der bekanntesten Datenbanken für Lebenszyklusanalysen landwirtschaftlicher Produkte (WFLDB, Agribalise, Ecointent usw.) hat xFarm eine umfassende Datenbank aufgebaut, so dass für jeden Tätigkeitsbereich, ob Verarbeitung, Düngung, Pflanzenschutz oder Bewässerung, jedem der betreffenden Indikatoren ein spezifischer Emissionskoeffizient zugeordnet wurde. Auf diese Weise ist es möglich, jedes Mal, wenn der Anwender eine Maßnahme an einer Pflanze registriert, können die Umweltauswirkungen automatisch angezeigt werden.  

Am Ende des Anbauzyklus, nach der Ernte, liefert das Modul nicht nur die Auswirkungen der einzelnen Tätigkeiten, sondern auch die Gesamtauswirkungen pro Hektar Anbaufläche (z. B. Tonnen CO2eq/ha Tomaten) oder bezogen auf die Produkteinheit (z. B. kg CO2eq/kg Tomaten).  

Für jede Kultur und jeden Indikator kann dann das Gewicht der verschiedenen Auswirkungskategorien (z. B. Dünger, Saatgut, Anbauverfahren und Pflanzenschutzmittel) und ihre jeweilige Aufteilung in direkte und indirekte Auswirkungen dargestellt werden.  

Dieses Modul ist ein wichtiges Analyseinstrument für Unternehmen, um die Auswirkungen ihrer Tätigkeiten zu verstehen und die Hauptursachen zu anzugehen. Die Bereitstellung dieser Informationen ermöglicht es den Landwirten, sich ihres Handelns bewusster zu werden und gibt ihnen die Mittel an die Hand, die negativen Umweltauswirkungen zu verringern.

Ist es möglich, auf der Ebene der Lieferkette einzugreifen?

xFarm Analysen

Während xFarm Technologies für einzelne Agrarunternehmen an das oben beschriebene Modul „Unternehmensnachhaltigkeit“ gedacht ist, wurde für Agrar- und Lebensmittelunternehmen, die mehrere Landwirtschaftsbetriebe in ihrer Lieferkette haben, eine eigene Plattform geschaffen: Analytics. Mit einem Analytics-Konto kann das Agrar- und Lebensmittelunternehmen die Aktivitäten der einzelnen Betriebe in der Lieferkette verfolgen und die Fortschritte der Umweltauswirkungen jedes einzelnen Betriebes überwachen. Je nach Bedarf und Zielsetzung können die Daten aggregiert betrachtet werden, z. B. die durchschnittlichen Auswirkungen pro Produkttyp, oder disaggregiert, wenn ein tieferer Einblick in die Situation eines einzelnen Unternehmens gewünscht wird. Schließlich lassen sich mit Analytics auch zwei Unternehmen vergleichen, um zu verstehen, welches Potenzial zur Verringerung der Auswirkungen mit einer bestimmten Kultur verbunden ist. Es handelt sich somit um ein umfassendes uInstrument zur Überwachung und Verfolgung von Nachhaltigkeitsindikatoren entlang der gesamten Lieferkette, das die richtigen Instrumente für die Umsetzung groß angelegter Reduktions- und Verbesserungsstrategien bietet.  

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